Wir freuten uns riesig auf eine Hafenwoche in Madeira, zumal die Marina super schoen ist und wir im Hafenwasser sogar baden konnten. Am Dienstag besichtigten wir erst mal das Walfangmuseum in Canical. In der Bucht von Canical wurde auch der beruehmte Film Mobby Dick gedreht. Canical ist sehr beruehmt fuer seine Walfangtradition. Mit kleinen Booten fuhren die mutigen Maenner sobald ein Pottwal gesichtet worden war aufs Meer hinaus und jagten den Wal mit Speren. Der tote Wal wurde dann mit Hilfe von Ebbe und Flut ans Meer gezogen und zerlegt. Die Fettschicht der Wale wurde in grossen Kesseln geschmolzen und konnte teuer in der ganzen Welt verkauft werden. Es war eine gute Einnahmequelle fuer die Inselbewohner. Es ist fast ein Wunder, dass keiner der Walfaenger ums Leben kam. In den 80ger Jahren wurde der Walfang,auf Grund der nur noch geringen Anzahl der Tiere,verboten. Heute werden die Tiere geschuetzt. Die Illha Desertas wurden zu einem riesiges Naturschutzgebiet erklaert und wenn mann Glueck hat kann man Heute wieder Wale, Delphine oder sogar Moenchsrobben sehen.
Am Dienstag abend war unsere 6-er Crew fuer die Landausfluege auf Madeira mit Jutta und Helmut komplett. Wir besichtigten zusammen Funchal und selbstverstaendlich muss man auf Madeira eine Levada wandern. Also bewaffneten wir uns mit Wanderschuhen und Rucksack und wanderten die Levada Nr. 3 (laut Marco Polo Reisefuehrer) von Machico nach Porto da Cruz. Schoener kann wandern nicht sein! Zuerst ging es durch die Obst- und Gemuesegaerten von Madeira ueber eine Bergkuppe zu einem schmalen Pfad direkt an den Felsen am Meer entlang, mit tollen Ausblicken. Die Vegetation von Madeira ist einzigartig. Hier findet man saemtliche Fruechte, die man sich vorstellen kann. Nach dreieinhalb Stunden kamen wir dann total unterhopft in Porto da Cruz an. Ich glaub das erste Bier ist bereits im Hals verdunstet. Mit dem Bus ging es dann zurueck nach Machico. Selbst die Busfahrt auf den schmalen Bergstrassen war ein kleines Abenteuer. Madeira ist ein Reise wert.
Am Freitag mussten wir uns dann wieder mit der Wetterkarte auseinandersetzen.
…..so langsam glaube ich Neptun hat ein Problem mit uns, dabei haben wir ihm doch immer was zu trinken gegeben. Aus dem planmaessigen Start am Montag wird nichts, wir muessen Isolde und Karle schon am Samstag frueh von Bord schicken um ein einigermassen annehmbares Wetterfenster fuer die Ueberfahrt nach Las Palmas zu bekommen.
Am Samstag frueh um halb zehn ging es dann los. Der erste Tag war ein perfekter Segeltag mit angenehmer Welle. Bei den Ihhha Desertas haben wir dann auch die ersten Delphine gesehen, so nahe wie selten. Ich konnte vom Bug aus Bilder machen…… so hatte ich mir es vorgestellt.
Doch gleich am Abend kam dann auch schon die Ernuechterung. Der Wind stieg auf weit ueber 20 Knoten und die Welle natuerlich auch. Kochen in der Pantry war schon beschwerlich und das Essen auch. Alles was nicht Niet- und Nagelfest war kam uns entgegen. Helmut als totaler Segelneuling ueberkam dann als ersten Uebelkeit. Was er mit uns macht ist ja auch wie Skifahren lernen an einer schwarzen Piste. Jutta schmeckte meine leckere Gulaschsuppe ueberhaupt nicht und sie bewegte sich auch nicht mehr von der Stelle. In der Nacht nahm dann der Wind auf bis zu 28 Knoten zu und die Welle war auch wieder mindestens 2-3 Meter hoch. Die Nacht war schrecklich kalt, wir trugen Schwerwetterkleider und wickelten uns trotzdem noch in einen Teppich ein. Alles war feucht und glamm, eckelhaft. Der zweite Tag war dann auch noch total ohne Sonne. Nach dem Abendessen (welches Jutta wieder nicht schmeckte!!) wollte ich dann noch das aktuelle Wetter holen und mir ansehen.
….das hat mich dann umgeworfen, aber Paul ging es dieses Mal um einiges besser, solange er sich oben aufhielt. Zum erstenmal hatte ich das Gefuehl Neptun will mir den Willen brechen weiter in die Karibik zu segeln.
In der Nacht wurde es wie vorhergesagt dann wieder ruhiger und nach 49 Stunden und 284 sm erreichten wir unser Etappenzeil Las Palmas.
…und wieder koennen wir sagen die Crew hat super mitgemacht, es war zu keinem Zeitpunkt miese Stimmung an Bord. Jeder hat die Situation so angenommen wie sie ist.
Inzwischen traeume ich schon wieder von der Weiterfahrt in die Karibik, aber Paul ist sich noch sehr unsicher.
Das Problem ist die bisherigen Ueberfahrten dauerten maximal 4 Tage an einem Stueck. Diesen Zeitraum steht man irgend wie durch, aber in die Karibik sind wir 20 bis 25 Tage unterwegs. 25 Tage diese Welle, diesen Wind, diese Bedingungen. Ein Essen zuzubereiten ist Schwerstarbeit, selbst einfache Dinge wie der Gang zum WC dauert mal locker eine halbe Stunde und und und. Bei diesem Trip darf keiner ausfallen sonst hat der Andere die doppelte Belastung. Und fakt ist, uns wurde es beiden uebel….. aber wir haben ja noch zwei Monate Zeit uns zu entscheiden, und die Fehler, die wir gemacht haben zu analysieren. Vermutlich haben wir die Ueberfahrten einfach nur zum falschen Zeitpunkt gemacht.
Segeltechnisch hat alles wunderbar geklappt, motort wird wirklich nur noch im Notfall, ganz anders als im Mittelmeer. Unsere Lady gleitet angenehm durch die Welle, also alles kein Problem. Es ist wirklich so wie man es in Buechern liest, nicht das Schiff ist das Problem, sondern der Mensch.
Inzwischen haben wir seit dem Start in Murter 4.576 sm zurueckgelegt und sind ohne Schaeden auf den Kanaren angekommen. Ein bischen stolz koennen wir schon sein.
Na das tönt ja heftig. Aber schön seit ihr angekommen. Um Paco zu beruhigen nach 3 Tagen Seekrank soll es ja wieder aufhören, also schaffst du 3 Wochen locker. Mal schauen wie es bei uns wird, wenn wir nach Marokko 350sm und dann auf die kanarischen Inseln 250sm fahren. Wir sind jetzt in Vilamoura und geniessen die verschiedenen Küchen. Bis bald Michèle und Christian