Das Thema Ankerwinsch war dann doch noch aufwendiger als erwartet. Als ich von meinem Strandspaziergang zurueck kam, lag unser neuer Mechaniker, Ralf, im Ankerkasten. Das Getriebe war total trockengelaufen und das Oel, das Paul versuchte oben rein zu leeren, lief unten wieder raus, der Semmering war total verrottet. Das Getriebe der Ankerwinsch war innen komplett mit einer dicken Salz-Oel-Kruste ueberzogen. Die Beiden haben dann den Versuch gestartet, die Ankerwinsch auszubauen, um sie dann in der Werkstatt von Ralf zu zerlegen und zu reinigen. Aber keine Chance! Also lag der arme Kerl, Ralf, (Paul haette da nie reingepasst) zwei Tage im Ankerkasten und hat die Ankerwinsch von dort aus zerlegt, gereinigt, gefettet, wieder mit neuen Semmeringen und Kugellagern versehen und wieder zusammengebaut. Er meinte dann nach diesen Strapazen muss das Teil jetzt nochmal 10 bis 15 Jahre funktionieren, hoffen wir es mal. Wir sind uns allerdings ziemlich sicher, dass wenn wir nichts gemacht haetten, sie bald den Geist aufgegeben haette. Es ist eigentlich traurig, dass die Industrie absichtlich so konstruiert, dass die Teile nach einer gewissen Zeit kaputtgehen muessen, und das wegen einem Centartikel, einem Semmering.
Nun zum Thema Grosssegel, Antonio hat sich tatsaechlich am Mittwoch gemeldet und uns bestaetigt, dass das Material fuer das Segel angekommen ist. Puhh, Glueck gehabt. Gestern waren wir dann in der Naeherei und tatsaechlich lag unser Segel auf dem Naehtisch und eine Naeherin hat fleissig dran gearbeitet. Antonio hat uns hoch und heilig versprochen, dass er es spaetestens am Dienstag fertig ist. Dann koennten wir tatsaechlich am Mittwoch los, wenn uns Neptun wohl gesonnen ist.
Unser erster Stopp waere Olhao, dort koennten wir dann unsere Ankerwinsch gleich mal testen.
Ein bisschen aufgeregt sind wir schon, wir sind ja immerhin seit zwei Jahren nicht mehr gesegelt. Koennen wir es ueberhaupt noch? Wir muessen uns hier im Atlantik auch noch mit der Tide auseinandersetzen. Auslaufen und Ankommen muss geplant sein, sonst laufen wir auf Grund. Aber es wird schon klappen.
Am Wochenende bekommen wir dann Besuch von Rainer und Manu, sie wollen uns bis Malaga begleiten.
Jetzt moechte ich noch ein bisschen von meinem Strandspaziergang erzaehlen. Als Tourist ist es wunderschoen an kilometerlangen einsamen Sandstraenden entlang zu spazieren. Aber fuer die Einheimischen ist es eine Katastrophe. Die Restaurants am Strand sind zu dieser Zeit normalerweise brechend voll, einen Sonnenschirm mit Liegen zu ergattern, ist fast nicht moeglich. Doch hier ist nur gaehnende Leere. Die Restaurantbesitzer versuchen verzweifelt ihre Lokale offen zu lassen, ich habe an diesem Nachmittag fast keine Gaeste in den Restaurants gesehen. Die Leute, die Ausfluege anbieten, sitzen gelangweilt in ihren Verkaufsstaenden, weil es kaum Touristen gibt, denen sie etwas anbieten koennen. Viele Hotels sind geschlossen. Sehr sehr traurig! Aber Hauptsache die Fussballstadien sind voll!